Aprilia – Pegaso 650

Die Aprilia Pegaso 650 entstand seinerzeit in Zusammenarbeit mit Rotax, die den Motor lieferten und BMW, die die F 650 als Schwestermodell herausbrachten. War die F 650 mit einem Vierventil-Zylinderkopf ausgestattet, verfügte die Pegaso 650 sogar über einen sehr modernen Zylinderkopf mit fünf Ventilen.

Die Pegaso kam erst recht spät auf den Markt, der bereits seit langem mit einigen erfolgreichen 650er Enduros besetzt war. Im Wesentlichen wurde bis dahin zwischen „echten“ Enduros und den schon als etwas weichgespült geltenden Soft-Enduros unterschieden. Die „echten“ Enduros orientierten sich optisch mit einer kleinen lenkerfesten Frontmaske sowie dem hoch liegendem vorderen Schutzblech stark an den Wettbewerbs-Enduros (auch Hard-Enduros genannt). Die Soft-Enduros verfügten für eine bessere Aerodynamik und besseren Windschutz über eine rahmenfeste Verkleidung und ein direkt über dem Vorderrad angebrachtes Schutzblech. Schönstes Beispiel ist hier natürlich die Honda NX 650 Dominator, die damals über lange Zeit alle Vergleichstests für sich entschied.

Letztlich waren alle Modelle mehr oder weniger bedingt Offroad-Tauglich und verfügten dafür über immerhin akzeptable Straßenqualitäten. Auch wenn das Leben der 80er und 90er lange noch nicht so reglementiert war wie heute, so sind die meisten Enduros wohl nie über einen gelegentlichen Ausflug über einen Feldweg oder vielleicht mal eine Überquerung einer Wiese hinausgekommen.

Aprilia ging mit der Pegaso nun einen etwas neuen Weg. Trotz des Soft-Enduro-typischen Erscheinungsbildes begründete sie mit dem wassergekühlten Motor (den hatten manch andere auch) und dem 19″-Vorderrad (hier waren bisher alle anderen Hersteller bisher dem geländetauglichen 21″-Zoll-Format treu geblieben) einen wichtigen Schritt in Richtung einer neuen Fahrzeuggattung.
Damals als nicht sonderlich ernst zu nehmende Funduro belächelt, kann man die Aprilia Pegaso 650 heute durchaus als Mitbegründer der inzwischen populären Supermotos bezeichnen. Die im damaligen Vergleich eher hohe Motorleistung sowie die drehfreudige Motorcharakteristik und halt eben das kleine Vorderrad, das die Geländefähigkeiten zwar reduzierte, dafür aber die Agilität auf der Straße spürbar verbesserte, platzierten Sie als Motorrad zwischen den Welten, das in keine der bestehenden Fahrzeugklassen so richtig passen wollte.

Auch wenn die Pegaso 650 oft überarbeitet und stetig verbessert wurde und auch sehr lange im Programm (1992 bis 2009) war, so ist es doch die erste Modellreihe, die mir als mein persönlicher Liebling im Kopf haften geblieben ist. Wäre meine Priorität nicht bei der Domi gelegen, dann wäre es ganz sicher die Pegaso geworden!

 

Fahrzeug

Hersteller Aprilia
Modell Pegaso 650
Werkscode GA/MX
Baujahr 1992 – 1996
Neupreis 10.550,- DM (5.394,- €)
 

Motor / Antrieb

Bauart Einzylinder
Hubraum 652 ccm
Bohrung 100,0 mm
Hub 83,0 mm
Verdichtung 9,1 : 1
Leistung / Drehzahl 48 PS (35 kW) / 6.850 rpm
Drehmoment / Drehzahl 53 Nm / 5.000 rpm
Ventile / Steuerung 5 dohc
Gemischaufbereitung Vergaser 2 x 33 mm
Kühlung Wasser
Getriebe 5-Gang
 

Rahmen / Fahrwerk

Rahmen Doppelschleifenrahmen Auminium
Radstand 1.467 mm
Breite 780 mm
Sitzhöhe 870 mm
Lenkkopfwinkel 62,0°
Nachlauf 108 mm
Federweg vorne 210 mm
Federweg hinten 210 mm
Bremsen vorne Scheibenbremse – 300 mm
Bremsen hinten Scheibenbremse – 220 mm
Bereifung vorne 100/90-19
Bereifung hinten 140/70-17
Leergewicht (fahrbereit) 191 kg
zulässiges Gesamtgewicht 390 kg
Zuladung 199 kg
 

Kraftstoff und Verbrauch

Kraftstoff Normal
Tankinhalt 14,0 l
davon Reserve 2,0 l
Verbrauch 6,6 l / 100 km
Reichweite (inkl. Reserve) 182 (212) km
 

Fahrleistungen

Höchstgeschwindigkeit 157 km / h
Beschleunigung 0 – 100 km/h 6,5 s