Motorräder sind typische Freizeit- und vor allem Saisonfahrzeuge. Entsprechend kommt es öfter vor, dass sie längere Zeit unbenutzt herumstehen. Dabei sollte man vor allem der Starterbatterie ein wenig Aufmerksamkeit schenken!
Viele empfehlen, die Batterie bei längerer Nichtbenutzung des Motorrades, vor allem aber bei der Überwinterung auszubauen, kühl und trocken zu lagern und von Zeit zu Zeit den Ladezustand zu überprüfen.
Vor allem bei nicht frostsicherer Unterbringung und bei modernen Motorrädern, die beispielsweise für eine Wegfahrsperre oder andere Elektronik, generell Strom benötigen ist das sicherlich nicht generell falsch.
In der Praxis sieht es aber oft anders aus. Manche hängen das Motorrad den ganzen Winter über an einen Erhaltungslader, andere Laden von Zeit zu Zeit nach, und wieder andere stellen das Motorrad einfach ab und überbrücken es, wenn nötig, bei der Inbetriebnahme im Frühjahr.
Und irgendwo zwischen diesen grundverschiedenen Vorgehensweisen wird jeder seinen eigenen Weg finden müssen.
Mir persönlich ist der Ausbau der Batterie in den Motorrädern einerseits zu viel Aufwand. Vor allem bei der TDM, bei der aufgrund des ungünstigen Einbauortes sogar das Federbein der Hinterachse demontiert werden muss, um die Batterie auszubauen. Außerdem habe ich meine Motorräder gerne möglichst betriebsbereit in der Garage stehen. Schließlich gibt es auch im Winter immer wieder mal schöne Tage, die man spontan auf zwei Rädern nutzen möchte.
Weiterhin kommen meine eher alten Motorräder im Stillstand so gut wie ohne Strombedarf aus. Über Wegfahrsperren oder andere Elektronik verfügen sie nicht und lediglich bei zwei Motorrädern gibt es eine Uhr, die aber nur sehr wenig Strom benötigt.
Außer ein wenig Selbstentladung und Temperaturschwankungen bis kurz über den Gefrierpunkt gibt es bei mir daher kaum belastende Faktoren, die den Batterien übermäßig zusetzen würden.
Dennoch sollen meine Batterien natürlich ein wenig Aufmerksamkeit bekommen, um einen zuverlässigen Betrieb sicherzustellen und eine möglichst lange Lebensdauer zu erreichen.
Alle Motorräder permanent an einen Erhaltungslader zu hängen finde ich persönlich nicht so elegant. Gelegentliches Nachladen bei Bedarf finde ich da schon besser.
Um nun nicht immer mit dem Messgerät alle Batterien durchzumessen, habe ich mich für den Einbau der Battery-Guard GL10 2.0 von IntAct entschieden.
Diese Battery-Guards sind kleine Geräte, die direkt parallel zum den Stromanschlüssen an die Batterie angeschlossen werden und dann am Motorrad verbleiben. Mittels Bluetooth-Verbindung senden sie dann die wesentlichen Daten direkt auf die zugehörige App des Herstellers, die für Android und iOS verfügbar ist.
In dieser App kann man dann den Ladezustand von bis zu vier Motorrädern gut im Überblick behalten. (Es lassen sich einige mehr verbinden, die Anzeige ist jedoch nur für vier Fahrzeuge übersichtlich.)
Angezeigt werden in der Übersicht der Ladezustand (SoC), die Spannung der Batterie, sowie die Temperatur. Man kann also auf einen Blick sehr schnell erkennen, wann ein Motorrad mal wieder an das Ladegerät sollte.
Auch wenn die Temperaturanzeige im ersten Moment eher wie etwas Spielerei aussehen mag, so halte ich die Info aus verschiedenen Gründen für recht hilfreich. Insbesondere in unbeheizten Garagen bekommt man einen guten Überblick über die ungefähre Temperatur der Fahrzeuge. Gerade bei wassergekühlten Motorrädern kann man so rechtzeitig den Frostschutz prüfen oder (wie in meinem Fall) für eine entsprechende Beheizung der Garage sorgen.
Aber auch in Bezug auf die Batterie – um die es hier ja eigentlich geht – hat die Temperatur eine relevante Aussage: Nach meinem Eindruck verlieren Batterien bei gleichbleibendem Ladezustand bei geringen Temperaturen etwas an Spannung. Entsprechend sind Rückschlüsse auf den Ladezustand gegebenenfalls anders zu Interpretieren als bei höheren Temperaturen.
Auch wenn beispielsweise mein AEG LD4 ein entsprechendes Winter-Ladeprogramm mit angepassten Ladeschlussspannungen für Temperaturen unter 0 °C hat, würde ich auf das Nachladen bei Temperaturen unter 5 °C (noch besser erst ab 10 °C) nach Möglichkeit verzichten.
Generell sind niedrige Temperaturen von deutlich unter 0 °C für das Lagern einer intakten und geladenen Batterie jedoch erst einmal eher unproblematisch.
Aber zurück zu den Funktionen des Battey-Guard: In einem Digramm wird weiterhin der Verlauf der Werte für die Vergangenheit ausgegeben. Das Gerät selbst speichert die Daten bis zu 72 Tage, nach dem automatischen Übertrag in der App, sobald diese eine Bluetooth-Verbindung hat, werden sie dann aber unbegrenzt gespeichert.
Der Battery-Guard kann aber einiges mehr als nur über die Spannung beziehungsweise den Ladezustand der Motorradbatterie zu informieren:
Beim Starten des Motorrades werden automatisch der Spannungsverlauf während des Startvorgangs sowie die Dauer desselben, aufgezeichnet. Dadurch können weitere wichtige Rückschlüsse auf den Zustand der Batterie gezogen werden. Sinkt die Spannung beim Start beispielsweise zu stark ab, dann kann das auf eine reduzierte Leistungsfähigkeit der Batterie hindeuten. Jedoch sollte man bei der Einschätzung auch weitere Faktoren berücksichtigen: Ist ein Motorrad beispielsweise längere Zeit gestanden, dann sind die Reibwiderstände im Motor beim ersten Start unter Umständen erheblich höher, da der schmierende Ölfilm an vielen Stellen abgeflossen ist und erst wieder eine komplette Durchölung des Motors erfolgen muss. Ebenso hat die Bauform natürlich einen spürbaren Einfluss. So wird ein großvolumiger Ein- oder Zweizylinder – besonders, wenn er kurz vor dem oberen Totpunkt im Verdichtungstakt steht – natürlich einen erheblich größeren Startstrom benötigen, als beispielsweise ein Vierzylinder mit weniger Anlaufwiderstand. Über die fein aufgelöste Spannungsanzeige über den gesamten Startvorgang, kann man das aber sehr gut einschätzen.
Weiterhin hat der Battery-Guard noch ein Ladetest-Programm. Wird dieses gestartet, dann werden drei Zustände der Reihe nach abgefragt, gemessen und dokumentiert: Ladespannung im Leerlauf, Ladespannung bei erhöhter Drehzahl und Ladespannung bei eingeschalteten Verbrauchern. Hierbei ist mir generell aufgefallen, dass die Ladespannung im Leerlauf in der Regel unterhalb des Bereiches liegt, der vom Battery-Guard als normal angesehen wird. Dies ist vermutlich eine Besonderheit bei Motorrädern. Da diese im Fahrbetrieb bei höheren Drehzahlen betrieben werden als beispielsweise Autos, erfolgt eine effektive Ladung erst bei der Fahrt. Dies stellt meines Erachtens also einen Normalzustand dar. Liegt die Ladespannung auch bei mittlerer Drehzahl deutlich unter oder über dem Normalbereich, dann können hier sehr schnell Rückschlüsse auf einen Defekt an der Lichtmaschine oder am Laderegler gezogen werden. Gerade bei meiner VFR war diese Information bereits sehr hilfreich bei der Fehlerdiagnose.
Insgesamt ist der Battery-Guard für mich ein sehr hilfreiches kleines Tool, das mir nicht nur bei der Überwachung der Batterien im Winter, sondern auch bei der generellen Überprüfung der Stromversorgung bei meinen Motorrädern sehr gute Dienste leistet. Der Stromverbrauch von ca. 0,5 mA im Ruhezustand und 1,7 mA bei aktiver Bluetooth-Verbindung fällt nicht wirklich ins Gewicht. Und der Kaufpreis von ca. 25,- € ist für mich absolut OK.
Auch wenn es in den Diagrammen immer wieder mal punktuelle Ausreißer bei den angezeigten Messdaten gibt, so dürfte die Messgenauigkeit im Allgemeinen für einen generellen Überblick mehr als ausreichen. Hier vermute ich eher Daten- bzw. Anzeigefehler als echte Messfehler.
Die größte Einschränkung ist die begrenzte Anzeigemöglichkeit von maximal vier Fahrzeugen. Hier wäre eine Erweiterung auf wenigsten sechs oder besser acht bis zehn Fahrzeuge sehr hilfreich. Schließlich eignet sich der Battery-Guard ja nicht nur für Motorräder, sondern gleichermaßen für das Auto, den Oldtimer oder das Wohnmobil.
Trotzdem möchte ich den Battery-Guard nicht mehr missen und würde ihn auch bei weiteren Motorrädern immer wieder einbauen.